Rich Communication Services (RCS)

Was ist eigentlich RCS? Hier erfährst du, was RCS-Messaging ist und was es mit den Rich Communication Services auf sich hat.

Zwei Männer und Frauen sitzen auf dem Boden mit ihren Smartphones.

Die Rich Communication Services wurden 2008 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und gelten als zeitgemäßer Nachfolger des mittlerweile fast 30 Jahre alten Kurzmitteilungsstandards SMS (Short Message Service). Allerdings unterstützen viele Mobilfunkanbieter RCS bislang nur zögerlich. Erst 2016 konnte man sich mit dem „Universal Profile“ auf einen brauchbaren Standard einigen.

Ist RCS eine Konkurrenz für WhatsApp und Co.?

Theoretisch ja. Praktisch bislang allerdings eher nicht. Moderne Kommunikations-Apps wie WhatsApp und Co. bieten natürlich viel mehr als die gute alte SMS.

Allerdings haben sie einen unerfreulichen Nebeneffekt: Jede App stellt für sich eine Insellösung dar. Die beliebten Messenger-Apps können nicht untereinander kommunizieren. Wenn Freunde und Familie verschiedene Dienste nutzen, musst du also mehrere Apps installieren, wenn du mit allen in Kontakt bleiben willst.

RCS-Messaging bewegt sich hingegen in puncto Features mit WhatsApp und Co. auf Augenhöhe und hat zudem den Vorteil, dass du es im Idealfall – genau wie herkömmliche SMS – unabhängig vom jeweiligen Endgerät benutzen kannst.

Du brauchst keine bestimmte App dafür. Lediglich das Betriebssystem und der Mobilfunkanbieter müssen die Rich Communication Services unterstützen. Ebenso müssen die Handy-Hersteller einen RCS-Support in ihre SMS-Clients integriert haben.

In puncto Kompatibilität und Konnektivität hätten Messaging-Apps wie WhatsApp und Co. dann das Nachsehen und RCS-Messaging könnte sich durchaus als universeller Messenger-Standard etablieren.

Ein weiterer Pluspunkt von RCS: Selbst wenn du ein uraltes Handy hast, das moderne Kommunikations-Apps gar nicht nutzen kann, bleibst du mit RCS nicht außen vor, sondern erhältst deine Rich Communications einfach als SMS.

Die Vorteile der Rich Communication im Überblick:

  • RCS bietet also den gleichen Komfort und die gewohnten Features, die du von modernen Messaging-Apps kennst, auf Basis einer neutralen und anbieterunabhängigen Plattform.

  • Typische Schwächen von SMS entfallen – zum Beispiel die lästige 160 Zeichen Beschränkung. Videos lassen sich einbetten; Bilder und Sprachnachrichten kannst du ebenso versenden. Gruppen- und Videochats sind möglich. Selbst Emojis sind an Bord.

  • Während die Nutzung von WhatsApp und Co. hinsichtlich ihrer Vereinbarkeit mit der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zumindest bedenklich ist, punktet RCS-Messaging auch beim Datenschutz.

  • Die Rich Communication Services greifen nämlich, anders als WhatsApp und Co., nicht auf die gespeicherten Daten des Smartphones zu, wie beispielsweise auf Kontakte und Telefonbucheinträge. Die Datenübertragung findet bei RCS stets verschlüsselt statt.

Allerdings gibt es auch eine „Schattenseite“: Im Gegensatz zu WhatsApp und einigen anderen aktuellen Messengern auf Smartphones arbeitet RCS noch nicht mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Darüber hinaus existieren sogar zentrale Abhörschnittstellen für Behörden – so wie es schon jetzt bei Telefonie und SMS der Fall ist.

Natürlich gibt es aktuell auch Bestrebungen von behördlicher Seite, derartige Schnittstellen bei den anderen etablierten Apps für Sicherheitszwecke durchzusetzen. Ob das gelingen wird, ist allerdings noch offen.

Warum setzte sich RCS bislang nicht durch?

Derzeit treibt vor allem Google das Projekt RCS voran und versucht, den Standard auf eigene Faust zu etablieren. Der Tech-Konzern verspricht auch, künftig eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einzurichten.

Warum diese Initiative? Seit Übernahme der Firma Jibe ist Google in der Lage, passende Cloud-Lösungen für die technische Abwicklung des RCS-Messaging anzubieten. Als Zielgruppe dieser Software hat Google wiederum jene Firmen im Blick, die für die eigentliche Implementierung von RCS zuständig sind: die Mobilfunk-Provider.

Genau hier liegt derzeit auch der „Bottleneck“: Solange zu wenige Provider RCS unterstützen, bleiben auch die Nutzer auf der Strecke, die RCS-Messaging eigentlich über inkompatible Messanger-Apps hinweg verbinden soll. Solange es an einer fehlenden technischen Unterstützung seitens der Provider hapert, solange bleibt RCS ebenfalls nur eine Insellösung, statt zur integrierten Lösung für alle zu werden.

Doch die Insel wächst: Bislang unterstützen rund 70 Provider in knapp 50 Ländern die Rich Communication Services. Das ist bislang nur ein Bruchteil der weltweiten Anbieter – die US-Provider sind bis dato am weitesten. Seit kurzem unterstützt auch US-Mobilfunk-Marktführer Verizon den Kommunikationsstandard RCS. Mit Sicherheit kommen in Zukunft aber noch weitere Provider hinzu.

Nutzergewohnheiten bremsen den Erfolg

Zur langsamen Verbreitung gesellt sich noch ein zweiter Bremsklotz: Viele Nutzer sind so an ihre jeweiligen Messenger-Apps gewöhnt, dass sie sich gar sich nicht daran stören, mehrere Dienste gleichzeitig zu nutzen.

Vor diesem Hintergrund stellen sich Provider natürlich die Frage, ob sich eine Investition in RCS lohnt. Zu einem gewissen Grad hieße das schließlich, zugespitzt gesagt, die Zeit zurückzudrehen, weg von den gewohnten Apps und hin zu einer – wenn auch stark verbesserten – Variante der SMS.

Zukunft im Service-Segment?

RCS-Messaging könnte sich allerdings im Service- und Kundensupport-Bereich etablieren und dort die herkömmlichen SMS ersetzen, die viele Firmen für die automatisierte Kundenkommunikation verwenden.

RCS ließe sich als leistungsstarke Plattform für Feedback- und Chatbot-Dienste implementieren, die Kunden im Gegensatz zur SMS zusätzlich Antwortfunktionen und zahlreiche multimediale Zusatzfeatures an die Hand gibt.

Die wichtigsten Infos über RCS

  • Die Rich Communication Services sind ein zeitgemäßer Nachfolger der SMS und könnten sich als universeller Messenger-Standard etablieren.

  • Mobilfunkprovider weltweit gehen die technische Umsetzung jedoch zögerlich an.

  • Google wiederum forciert den Einstieg in die Rich Communications aus wirtschaftlichem und strategischem Interesse.

  • Ob sich RCS als Messenger-Standard durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.

Foto: ©Shutterstock/George Rudy

Lisa

Lisa hat schon früher ihren kleinen Brüdern die neuesten Gadgets erklärt. Sie weiß aber nicht nur technisch viel, sondern auch, wo es in Hamburg die beste Pizza gibt.

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