Huawei ohne Android & Google Apps?
Muss man bei Huawei-Smartphones weiterhin auf Android und Google Apps verzichten? Wir verraten es dir!
Muss man bei Huawei-Smartphones weiterhin auf Android und Google Apps verzichten? Wir verraten es dir!
Auf Druck der US-Regierung hatte Google dem chinesischen Huawei-Konzern und seiner Tochter Honor im Mai 2019 die Lizenz für das Betriebssystem Android entzogen. Besitzer von Huawei-Smartphones reagierten besorgt und verunsichert auf das Kräftemessen.
Erleichterung brachte die Nachricht, dass Geräte, die vor dem Lizenzentzug verkauft wurden, vorerst auch weiterhin mit Sicherheits- und Software-Updates für Android versorgt werden. Das im September letzten Jahres erschienene Mate 30 Pro brachte Huawei aber ohne Google-Apps und den Play Store in die Läden. Das wird auch bei der P40-Serie der Fall sein.
Vielleicht hat der chinesische Konzern auch Glück: Sowohl die technische Ausstattung als auch die Entwicklung eigener Anwendungen und Dienste könnten die von dem Embargo betroffenen Smartphones attraktiver für den internationalen Markt machen. Zudem könnte eine Ausnahmeregelung die Lage entspannen. Hier erfährst du mehr.
Update: 30.07.2021
Wagen Huawei und Android tatsächlich ein Comeback? Seit 2019 darf der chinesische Smartphone-Hersteller aufgrund von US-Sanktionen seine Modelle nicht mehr mit Google-Diensten ausstatten, doch kürzlich kursierten Meldungen, wonach sich das bald wieder ändern könnte.
Nun ist allerdings klar: Alles nur Gerüchte – Huawei und Google sind nach wie vor geschiedene Leute. Stattdessen hat die ehemalige Huawei-Tochter Honor angekündigt, dass die nächsten Modelle wieder mit Google-Diensten ausgestattet sein sollen. Dabei handelt es sich aller Voraussicht nach um die Honor-5-Serie und das Honor Magic UI.
Eine Meldung ist diese Wende trotz allem wert. Aufgrund seiner Verbindung zu Huawei war Honor nämlich ebenfalls von dem US-Bann betroffen. Ende 2020 wurde die Marke dann an einen chinesischen Investor verkauft – gezwungenermaßen, denn Huawei kam wegen der fehlenden Google-Dienste zunehmend in unruhiges finanzielles Fahrwasser.
Allerdings nutzt der Hersteller ein Hintertürchen: So sind die kommenden Honor-Modelle allesamt noch von Huawei mitentwickelt worden. Somit wird der Tech-Konzern trotz Google-Embargo kräftig an den Honor-Neulingen mitverdienen. Und diese Zusammenarbeit könnte durchaus lukrativ ausfallen, denn Honor plant für die nahe Zukunft Großes – vor allem auf dem europäischen Markt.
Mittelfristig möchte der Hersteller sogar in der Welt der neuartigen Falt-Smartphones mitmischen und dabei den einen oder anderen ehemaligen Huawei-Anhänger ködern. Denn die neuen Smartphones mit den zwei Displays sollen vor allem in puncto Displays stark an die Mate-Modelle von Huawei angelehnt sein. Die haben sich bekanntermaßen als echte Publikumslieblinge entpuppt.
Nachdem das Wirrwarr aufgeklärt ist, steht zudem fest, dass auch die kommenden Modelle von Huawei ohne Google releast werden. Der Google Play Store wird damit ebenso fehlen wie das bewährte Android-Betriebssystem.
Doch auch beim einstigen Smartphone-Schwergewicht aus dem Reich der Mitte gibt es interessante Neuigkeiten. Künftig kompensiert Huawei die fehlenden Google-Dienste unter anderem durch seine Kooperation mit der Suchmaschine Qwant. Bereits im Frühling 2020 tat sich der chinesische Smartphone-Experte mit dem französischen Konzern zusammen, nun soll es ans Eingemachte gehen.
Während das selbst entwickelte Betriebssystem HarmonyOS und die hauseigene App Gallery auch bei den kommenden Huawei-Modellen zum Einsatz kommen sollen, wird Qwant verschiedene Tools für die Huawei-Smartphones zur Verfügung stellen. Unter anderem wird natürlich die Suchmaschine als Standard-Anwendung zum Einsatz kommen.
Erst kürzlich soll Huawei über seine Venture-Capital-Firma eine Wandelanleihe von Qwant gekauft haben. Dadurch kann der Handy-Hersteller in Zukunft auch das eine oder andere Wörtchen mitreden, wenn es um das operative Geschäft geht.
Und Qwant dürfte ebenfalls zufrieden mit dem Deal sein, denn das chronisch klamme Unternehmen war dringend auf eine Finanzspritze angewiesen.
Update: 30.03.2020
Bei der neuen P40-Serie geht Huawei technisch in die Vollen und versucht so, die fehlenden Google-Dienste auszugleichen – vielleicht mit Erfolg. Zu den Highlights gehören das bei allen Modellen standardmäßig integriert 5G-Modem und die Kamera. Letztere verfügt über einen RYYB-Hauptsensor mit 50 Megapixeln, der bei schwierigen Lichtverhältnissen das Fotoergebnis verbessert.
Die neuesten Huawei-Modelle kannst du übrigens bei uns kaufen und vorbestellen. Wirf einen Blick auf die Auswahl an Huawei-Handys im Shop.
Softwareseitig kommen die Smartphones der P40-Seite mit EMUI 10.1 daher. Die Benutzeroberfläche von Huawei beruht auf der Open-Source-Version von Android 10. Gängige Apps wie Maps und Gmail sind aber nicht inklusive. Huawei selbst empfiehlt nicht in der eigenen App-Gallery enthaltene Anwendungen per Phone Clone vom alten Handy zu übertragen. Es gibt aber durchaus Alternativen.
Wer ein altes Huawei- oder Android-Smartphone besitzt, kann die App Phone Clone nutzen, um Daten zu übertragen. Sie ist auf Huawei-Geräten vorinstalliert und in der App-Gallery wie im Play Store erhältlich. Die meisten Apps lassen sich übertragen, einige allerdings nur mit leichten Einschränkungen. Es kann aber schon helfen zu checken, ob alle Berechtigungen noch „aktiv“ sind.
Wichtig: Updates für die Apps erhaltet ihr dann nicht mehr. Die sicherste Methode ist deshalb, die Version auf eurem alten Handy upzudaten und dann per Phone Clone zu übertragen.
Legst du Wert auf Updates? Wenn du bestimmte Apps nicht in der Huawei App-Gallery findest, kann sich ein Blick in andere App-Stores lohnen. Im Amazon Appstore kannst du zum Beispiel die Facebook-App runterladen. Aufgrund des Embargos ist diese nämlich ebenfalls nicht ab Werk installiert. Alternativ bieten einige Entwickler ihre Apps auch direkt auf ihren Websites an, etwa Fortnite.
Bei der Suche kann dir auch die in der App-Gallery erhältliche Anwendung „App Suche“ helfen. Über diese findest du Apps, die auf Huawei-Geräten funktionieren. Die App zeigt dir den direkten Download-Link an, etwa zum Amazon Appstore oder den Entwicklerseiten.
Zugegeben: Das funktioniert nicht bei allen Apps. Oft bleibt dir aber noch das Online-Angebot, etwa bei Banken, YouTube oder der Deutschen Bahn. Um schnell darauf zugreifen zu können, ist ein Shortcut zu den Websites auf dem Homescreen ideal. Den kannst du übrigens auch direkt über die „App Suche“ erstellen lassen.
Das letzte Wort bezüglich Huawei und Android ist aber noch nicht gesprochen. Wie bekannt wurde, hat Google bei der US-Regierung eine Genehmigung beantragt, um den chinesischen Smartphone-Riesen wieder mit seinen Diensten versorgen zu dürfen. Wie die Entscheidung ausfällt, ist aktuell noch nicht bekannt. Microsoft war im November 2019 mit seinem Antrag aber bereits erfolgreich.
Update 09.09.2019
In nicht einmal zwei Wochen ist es so weit: Am 19. September wird das neue Smartphone Huawei Mate 30 (Pro) vorgestellt. Auf der IFA 2019, der Internationalen Funkausstellung in Berlin, stellte Huawei-Chef Richard Yu kürzlich das Herzstück vor – einen 4G- und 5G-fähigen Prozessor namens Kirin 990 mit mehr als zehn Milliarden Transistoren.
Dabei ging Yu jedoch in keiner Weise auf den aktuellen Stand im schwelenden Konflikt zwischen Huawei und Google und auf die direkten Folgen für das neue Flaggschiff-Smartphone ein. Zur Erinnerung: Aufgrund des US-Embargos gegen das chinesische Telekommunikationsunternehmen dürfen US-Firmen keine (neuen) Geschäfte mit Huawei abschließen.
Nach einigem hin und her sieht die Situation derzeit so aus: Aktuelle Huawei-Geräte, die bereits verkauft wurden oder gerade verkauft werden, bekommen von Google bis auf weiteres Sicherheits- und Software-Updates für Android. Die aktuelle Ausnahmeregelung wurde bereits einmal verlängert und gilt noch bis zum 19. November.
Für neu erscheinende Produkte wie das Mate 30 (Pro) gilt diese Ausnahme jedoch nicht. Das zukünftige Huawei-Flaggschiff muss also zumindest vorerst und ab Werk ohne Google-Apps auskommen – also ohne Mobile-Dienste (GMD) wie Play Store, Google Maps und Co.
Für Märkte außerhalb Chinas dürfte das die Absatzchancen schmälern. Die Masse der Nutzer interessiert sich eigentlich nicht sonderlich für das Betriebssystem an sich – die Hauptsache ist, dass sich die gewohnten Apps damit nutzen lassen.
Bei Android handelt es sich zwar grundsätzlich um ein Open-Source-Betriebssystem. Doch Google verstand es frühzeitig, mit Etablierung des Play Store und weiterer Services ein passendes Ökosystem zu erschaffen, Standards zu setzen und die User-Erwartungen zu prägen. An diesen Standards kommt bislang kein Hersteller vorbei, der wie Huawei auf Android setzt.
Es erscheint natürlich fraglich, ob Nutzer außerhalb Chinas 800 Euro oder mehr für ein Smartphone ausgeben werden, dessen Betriebssystem und Apps sie nicht kennen. Doch beim Mate 30 (Pro) kommt die AOSP-Version von Android zum Einsatz. AOSP steht für Android Open Source Project. Somit ist das Mate 30 (Pro) trotz allem ein Android-Smartphone. Und selbst wenn Huawei die Geräte zunächst nicht mit den Google Mobile-Diensten (GMD) ausliefern kann, können die Nutzer diese bei Bedarf einfach selbst installieren, so Richard Yu.
Zudem arbeitet Huawei bereits an einem eigenen App Store. Solange sich der Handelskonflikt allerdings nicht grundlegend entschärft, werden sich Apps wie Facebook, Twitter, Instagram oder WhatsApp nicht darin befinden. Denn deren Anbieter dürfen derzeit ebenso wenig Geschäfte mit Huawei machen wie Google.
Für zukünftige Produkte – und sofern die US-Sanktionen bestehen bleiben – setzt Huawei laut Yu auf das eigene Betriebssystem HarmonyOS. Es sei nicht sonderlich aufwendig, populäre Android-Apps an das Betriebssystem anzupassen.
Es bleibt abzuwarten, ob und wie erfolgreich der chinesische Technologiespezialist mit dem Versuch sein wird, das eigene Betriebssystem gegen das meistgenutzte Mobil-Betriebssystem Android in Stellung zu bringen und weltweit als ernsthaften Konkurrenten zu etablieren. Wir halten dich auf dem Laufenden!
Update: 01.07.2019
Huawei kann aufatmen. Nachdem Google im Mai die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Tech-Konzern von heute auf morgen beendete, scheint sich die Situation langsam wieder zu entspannen.
Wir erinnern uns: US-Präsident Trump hatte infolge der Handelsstreitigkeiten mit China auch den Smartphone-Hersteller Huawei auf die Blacklist gesetzt und damit jegliche geschäftliche Beziehungen von US-Unternehmen mit den Chinesen unterbunden.
Die Folge: Huawei-Smartphones, die mit dem Betriebssystem Android laufen, sollten künftig nicht mehr mit den neuesten Sicherheits- und Software-Updates für Googles Betriebssystem Android versorgt werden. Huawei reagierte schnell, gab Entwarnung und sicherte zu, schon bald mit einem eigenen Betriebssystem an den Start zu gehen. Wir haben darüber berichtet.
Erst vor wenigen Tagen machte Huawei-CEO Ren Zhengfei zudem deutlich, dass nicht die Chinesen die Leidtragenden des Boykotts sind, sondern Google bei einem anhaltenden Boykott selbst am meisten zu verlieren hätte. Immerhin würde der US-Konzern im Zuge des Embargos satte 700 bis 800 Millionen seiner Nutzer auf einmal verlieren und auch finanziell spürbare Einbußen machen müssen.
Nun die Trumpsche Kehrtwende: Denn wie jetzt offziell bestätigt wurde, lässt der US-Präsident ab sofort die geschäftlichen Beziehungen von US-Unternehmen zum Huawei-Konzern wieder zu. Huawei-Nutzer auf der ganzen Welt können sich also über die neuesten Android-Updates freuen. Zudem hat Trump am 1. Juli 2019 den Handel mit und Verkauf von Huawei-Geräten in den USA wieder ermöglicht. Ein weiterer Hoffnungsschimmer für das chinesische Unternehmen.
Allerdings ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ob die Aufhebung der Huawei-Sperre von Dauer sein wird, muss sich erst zeigen. Und ob sich der chinesische Konzern nach der Klatsche auf den Bestand der geschäftlichen Beziehungen zu Google verlässt, ist ebenso fraglich. Daher ist es eher unwahrscheinlich, dass Huawei von seinem Plänen für das eigene Betriebssystem abrücken wird. Zu unbeständig scheint derzeit die politische Lage.
News: 23.05.2019
Seit Längerem schon verdächtigt die US-Regierung den chinesischen Telekommunikationsausrüster der Spionage. Beweise bleiben die Behörden bis dato allerdings schuldig. Am 15. Mai 2019 erklärte US-Präsident Trump per Dekret den „Nationalen Notstand“ für die USA in Bezug auf Telekommunikation. Auf Weisung des US-Handelsministeriums beendete Google vier Tage später einen Teil seiner Zusammenarbeit mit Huawei.
Nach dem Bann der US-Regierung durfte Google zunächst nicht mehr mit Huawei zusammenarbeiten. Nur wenige Tage später trat jedoch eine erste Lockerung in Kraft: Für zunächst drei Monate (also bis zum 19. August 2019) darf Huawei sämtliche in Umlauf befindlichen Endgeräte, Server und Netzwerke weiterhin mit Android-Updates versorgen.
Damit sollen die Sicherheit und Funktionen bestehender Netze und Produkte aufrechterhalten werden. US-Unternehmen wie Google dürfen zu diesem Zweck wieder mit Huawei zusammenarbeiten. Da sich die Lage im Handelsstreit zwischen den USA und China jederzeit ändern kann, lässt sich allerdings noch nicht prognostizieren, wie es um die nächste große Betriebssystem-Aktualisierung auf Android Q (Android 10) für Huawei-Geräte steht.
Huawei scheint jedenfalls vorbereitet und kündigte die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems namens Huawei OS an. Gerüchte dazu gibt es bereits seit Sommer 2016. Laut Hersteller laufe das Betriebssystem schneller als Android und sei zudem mit den Android-Apps kompatibel. Zudem arbeite Huawei an eigenen Chips.
Für Nutzer von Huawei-Endgeräten dürften dies nach dem anfänglichen Schock und der damit verbundenen Ungewissheit gute Neuigkeiten sein. Möglicherweise gelingt der Trump-Administration und China in naher Zukunft ein ähnlicher „Deal“ wie das vor wenigen Monaten neu verhandelte Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko.
Ein solches Abkommen würde vermutlich auch eine Vereinbarung bezüglich des Umgangs mit Huawei beinhalten. Schließlich laufen auch in den USA zahlreiche Netze mit Huawei-Technik. In jedem Fall ist davon auszugehen, dass Huawei seine „Hausaufgaben“ macht und weiterhin daran arbeitet, noch bestehende Abhängigkeiten in puncto Betriebssystem und Chipsatz zu überwinden.
Foto: ©Shutterstock/Mykola Churpita